Allmählich
Selbstlose Nächstenliebe

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Allmählich mache ich mir doch ein wenig Sorgen. Nur ein bisschen freilich, aber immerhin. Jetzt, wo’s kalt wird, und ich meinen Bullerofen unentwegt schüre, könnte ja doch mal was passieren: eine Feuersbrunst zum Beispiel, die droht, mein Zuhause, die Burg, in Schutt und Asche zu legen.

Und dann stellt sich die Frage – rückt sie an oder nicht, die Freiwillige Feuerwehr Eichstätt-Stadt? Oder müssen die Wasserzeller einspringen und ihre Tragkraftspritze mühsam per Traktor den Berg hinaufbefördern?

Die Eichstätter Wehr ist „eine Hochschule des Gemeinsinns, eine Quelle edler und selbstloser Nächstenliebe“, hatte Zugführer Josef Biebel anno 1903 gesagt. Dem ist nichts hinzuzufügen. Der Gemeinsinn kam erst jetzt beim Volkstrauertag wieder zum Ausdruck – den haben unsere Firefighter nämlich schlichtweg vergessen und sind (fast) geschlossen daheimgeblieben. Oder sie haben sich zum Frühschoppen im Feuerwehrhaus getroffen und wahrscheinlich gehofft, dass ihnen der Himmel, vielmehr das Dach, nicht auf den Kopf fällt. Und weggesperrt im Schrank: die Vereinsstandarte, die erst letztes Jahr zum 150-Jährigen extra für Repräsentationszwecke angeschafft worden war. Immerhin: Ein einsamer Feuerwehrler in Uniform stand am Kriegerdenkmal stramm. An dem ist der Gemeinsinn wohl etwas vorbeigegangen.

Nun könnte man das Fernbleiben von der traditionellen Gedenkfeier auch irgendwie als Hilferuf auslegen – was es wohl war. Schließlich wird den Eichstätter Feuerwehrlern schon seit Jahren übel mitgespielt. Unablässig tauchen sie – geschlossen und in Uniform – bei irgendwelchen Stadtratssitzungen auf und werben damit ganz unaufdringlich für ein neues Feuerwehrhaus. Geholfen hat’s bislang nicht. Da kann man so einen Volkstrauertag schon mal Volkstrauertag sein lassen.

Böse Zungen sprechen freilich von Boykott und sind gar nicht amused darüber. Unsere FFW auf den Spuren der GDL, der Gewerkschaft der Lokomotivführer, die ja momentan auf der Sympathieskala nicht ganz so weit oben rangiert? Der Feuerwehrvereinschef Tobias Vater als Abziehbild von Gewerkschaftsboss Claus Weselsky? Welche Eskalationsstufe dräut als nächste? Überhören die Floriansjünger den wöchentlichen Fehlalarm im Heilig-Geist-Spital? Oder – das ultimative Katastrophenszenario – lassen sie ihre Drehleiter in der Garage, wenn die Kinder den Baum am Adventsmarkt mit ihren selbst gebastelten Strohsternen schmücken wollen?

Warum habt ihr eigentlich noch nicht bei mir angeklopft, liebe Feuerwehrleute? Ich täte euch mit offenen Armen empfangen. Auf der Burg wäre Platz genug, und über eventuelle Überschwemmungen müsstet ihr euch auch keine Gedanken mehr machen. Dafür hättet ihr sogar zwei Schlauchtürme. Ich habe nur eine Bedingung: Wenn ich meinen Bullerofen schüre, steht einer von euch mit Kübelspritze daneben.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach