Ingolstadt
"Weniger Häuptlinge, mehr Indianer"

Landwirtschaftsministerin Kaniber: AELF-Zusammenschluss von Ingolstadt und Pfaffenhofen erst 2021

07.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:24 Uhr
Überbringerin neuer Nachrichten: die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, informierte über die Zusammenlegung der Landwirtschaftsämter. −Foto: Hammer

Ingolstadt/Pfaffenhofen - Begeisterung sieht anders aus.

Das war recht schnell klar, als es bei der Landesversammlung des Verbandes des Landwirtschaftlich-Technischen Dienstes in Bayern in die Diskussion ging. Zuvor hatte die zuständige Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber (CSU), eine brennende Rede gehalten, in der es um die geplante Umstrukturierung der Landwirtschaftsämter ging. Hierbei sollen auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Ingolstadt und das in Pfaffenhofen zusammengelegt werden.

"Weniger Häuptlinge, mehr Indianer" - mit diesem plakativen Satz zitierte Kaniber Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zur Reform. Ämter zusperren und Personal abbauen, das komme für sie dabei nicht in Frage. Im Gegenteil, ihr und ihren Mitarbeitern gehe es darum, Kompetenz in die Fläche zu bringen und die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Gelingen soll das mit 32 statt der bisher 47 Ämter in Bayern, mit einer Umstrukturierung an den einzelnen Standorten, mit mehr Stellen für Bildung und Beratung und mit der Erhaltung und Verbesserung von Spezialwissen und Kompetenzen.

Genau hier allerdings sahen die Anwesenden aus weiten Teilen Bayerns Probleme: Wie, so fragten sie, soll Kompetenz erhalten bleiben, wenn Fachberater nicht mehr für große Gebiete, sondern nur noch für einen Landkreis zuständig sind? Wie soll gute und persönliche Ausbildung sichergestellt werden, wenn Berufsbildung zumindest in Teilen als hoheitliche Aufgabe an die Regierung kommt? Wie soll es weniger der viel zitierten Häuptlinge geben, wenn es an den geplanten 32 Ämtern nicht mehr einen Leiter und Stellvertreter, sondern gleich zwei Vertreter gibt?

Gut an kam hingegen Kanibers Aussage, die Landwirtschaft müsse zurück in die Mitte der Gesellschaft. Ernährungssicherheit für Europa müsse gerade auch vor dem Hintergrund von Corona Thema der Zeit sein. Hier seien die Kompetenzen der Landwirte und damit auch der Anwesenden gefragt.

Dazu müsse man die Zeichen der Zeit richtig lesen und bereit sein, Neues und Veränderungen anzunehmen. "Man kann nicht immer auf eingeschliffenen Wegen gehen. Wir müssen neue, bessere finden, damit die Landwirtschaft nicht hinten runterfällt. Ich bitte Sie, diesen Weg mitzugehen! " Wie genau dieser Weg im Detail aussehen soll, das muss sich allerdings noch zeigen: In einigen Teilen müssen, so betonte Kaniber, noch Konzepte entwickelt werden - "und ich möchte, dass das gemeinsam mit Ihnen geschieht".

Die Reform, so betonte sie, solle kein Schnellschuss werden. Deshalb werde sie auch nicht schon, wie teilweise angedacht, Ende Oktober dieses Jahres, sondern erst im Juli kommenden Jahres umgesetzt. Bis dahin sollen dann auch alle Detailfragen geklärt sein, die die Ministerin an diesem Tag nicht beantworten konnte.

Die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), kurz Landwirtschaftsämter, sind in Bayern 47 Untere Verwaltungsbehörden im Geschäftsbereich des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das Amtsgebiet wird über die Gebiete der Landkreise und kreisfreien Städte definiert.

SZ